Helmut Wionzeck

Lieber Opa,

ich dachte anfangs, die einzige Möglichkeit, dir nah zu sein wäre, an Orte zu gehen, an denen du warst.

Doch ich lernte schnell, dass du an diesen Orten fehlst.

Es ist nicht möglich, jemandem nah zu sein, der auf eine so offensichtliche Weise "nicht da" ist. Die Abwesenheit zu sehen und zu spüren tut sehr weh.

Ich dachte auch, der Friedhof wäre kein Ort für mich, um dir nah zu sein. Die ersten zwei, drei Male an deinem Grab wusste ich nicht, was ich tun soll.

Ich war da, habe dir Blumen hingelegt, habe deinen Grabstein angesehen und das schön hergerichtete Grab betrachtet - aber ich konnte nichts tun.

Irgendwann hatte ich dann das dringende Bedürfnis, dich auf dem Friedhof zu besuchen. Warum weiß ich bis heute nicht. Seitdem komme ich oft vorbei.

Ich habe dir sehr viel von mir erzählt. Ja ehrlich, ich spreche mit deinem Grab. So kann man es nüchtern betrachten. Doch dahinter steckt die leise Hoffnung, dass du bei mir bist, wenn ich bei dir bin.

Geweint habe ich auch.

Ich hatte das Gefühl, ich darf es einfach geschehen lassen. Muss nichts verstecken. Muss nichts runter schlucken. Die Tränen dürfen raus.

Auf einem Friedhof darf man weinen.

Ich kümmere mich jedes Mal um all die Kleinigkeiten, so wie ich es von dir gelernt habe, als ich noch ein Kind war.

Auch du hast immer etwas zu tun gehabt, wenn du deine Mutter besucht hast. Du hast dich regelmäßig um ihr Grab gekümmert und ich durfte helfen.

So langsam verstehe ich, warum ein Friedhof wichtig ist. Jeder trauert auf andere Weise - aber jeder braucht einen Ort zum trauern.

Ich habe so vieles erst später verstanden und ich bin dir unendlich dankbar, dass du mir so viel von dir gegeben hast. 

Es tut mir nur Leid, dass ich so vieles damals nicht verstanden habe, als du noch gelebt hast.

Du wirst immer in meinem Herzen sein.

In Liebe

Deine Jessica

Ich vermisse dich so sehr. 

Du fehlst uns. 

Ich liebe dich. 

Du wirst immer bei mir sein,

weil ich immer an dich denken werde.

In Liebe und Dankbarkeit

Deine Jessica

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